Hans Heiling


(1832)

Romantische Oper

In einem Vorspiel und drei Akten


Text von
Eduard Devrient

Musik von
Dr. HEINRICH MARSCHNER
von Hanover


Personen:

Die Königin der Erdgeister
Hans Heiling, ihr Sohn
Anna, seine Braut
Gertrude, ihre Mutter
Konrad, burggräflicher Leibschütz
Stephan, Schmied des Dorfes
Chor der Erdgeister
Chor der Bauern und Bäuerinnen,
Hochzeitsleute, Spielleute, und Schützen

(Minor discrepancies in score and libretto are indicated with brackets.]


Vorspiel

(Der Vorhang hebt sich. Unterirdische, von rötlich trübem Licht erhellte Höle. An den zackigen Wänden klettern Zwerge und putzen die Erdadern, tragen geschäftig Stufen und Juwelen herbei, welche sie knieend der Königin und Heiling vorzeigen. Diese sitzen in der Mitte auf einer Thronerhöhung. Heiling mit reichem Mantel und blitzender Krone, hälte gedankenvoll ein goldnes Stäbchen in der Hand. Gnomen wältzen Felsblöcke, usw.)

Chor(Mürisch)
Rastlos geschafft
mit stätiger Kraft.
Die Waßer der Tiefen
gewältigt mit Macht,
treulich bewacht.
Die Schätze, die schliefen
in ewiger Nacht,
herauf in den Schacht!

Ohne Ruh,
immer zu,
hin und wieder,
auf und nieder,
wirken wir munter,
reicher und bunter,
wonach die Menschen
ringen und werben,
zum Nutzen und Schaden,
zum Heil und Verderben.

Heiling (wirft den Mantel von der Schulter und legt Krone und Zepter ab)
Genug, beendet euer emsig Treiben.
Es treibt mich fort, ich kann nicht länger bleiben,
Hinauf zur liebeblüh'nden Erde wieder.

Königin
So willst du heut' auf immer von uns scheiden?
Dein goldnes Reich, die Mutter, die Mutter willst du meiden,
Entsagen der Gemalnschaft deiner Brüder?

Heiling (recit.)
Ich muß es ja!
denn will ich eure Krone tragen,
muß ich der Erdenlieb'entsagen,
(der Lieb' entsagen?!)
und das, das kann ich nicht.
Seit dem ich Anna gefunden,
seit unsre Seelen verbunden,
acht'ich Kron' und Zepter nicht.

Chor
Zu der Menschen falschem Geschlecht
Willst du dich schlagen,
nimmer unsre Krone tragen?
König, ist das recht?

Königin (zu Heiling)
O bleibe hier!

Chor
O bliebe hier,
die Geister dienen
auf Wort und Mienen
willig dir!

Heiling
Fort! Ersparet dies Beteuren!
Los will ich mich von euch zählen,
nicht mehr von Anna mich stehlen
euren Sabbath hier zu feiern.

Chor
Ho ho ho! Wie stutzig!
seht, wie stolz und trutzig,
willst dichü berheben,
auf der Erde leben?
Wie? Gemach, die Reu' kommt nach.
Ho ho ho! Wie stutzig!
seht, wie stolz und trutzig,
willst dichü berheben,
auf der Erde leben?
Wie? willst dich Nur gemach,
die Reue folget nach!
Gemach, gemach.

Königin
So hat der Mutter Wahn sich dir vererbt,
der mich noch heut' mit bitt'rer Reue quält.
Du weißt es, daß dir das Leben
die Liebe eines Menschen hat gegeben,
daß du darum, ein unglückselig Doppelwesen,
zu ew'gen Zwiespalt bist erlesen.

Heiling
Ich weiß es, darum laß mich fort,
damit ich auf der blüh'nden Erde
in Annas Armen ganz zum Menschen werde.

Königin
Das wirst du nimmermehr!
Fremd wirst du den Menschen bleiben,
und ihr enges Treiben
scheint dir niedrig bald und leer.
Bald wird dich die Reue finden
und du sehnest dich zurück.
Darum bewahre die magische Kraft
die Geister zu binden,
bewahre das Pfand deiner Wißenschaft.

Heiling
Was soll mir jenes Buch?
Was soll sein Zauberspruch,
der mir noch keinen Segen trug?!
In Annas Busen wohnt in selig Leben,
der Liebe Zauber weben,
dem hab' ich mich allein ergeben!

Königin [Und bist du sicher dass die Overwelt
Mit ihren Zaubern Treue hält?

Heiling
Still, Mutter, still!
Lass meine Zweifel schlafen,
Ich muss vertrauen, wenn ich leben will.
Gieb mir den Brautschmuck denn es drängt die Zeit.]

Königin
Der Mutter letzte Gabe is bereit.

(Zwerge bringen der Königin ein schön verziertes Kästchen; sie öffnet es.)

Schimmernde Demanten,
wie glühend hell ihr scheint;
ihr seid der Mutter Abschiedszähren,
die sie dem ungetreuen Kinde weint;
so nimm denn meine heißen Tränen
zum Brautschmuck, meine Feindin zu verschönen.
Mit meinem Jammer schmückest du dein Glück
und ganz verlaßen bleibe ich zurück!

Heiling (ist vor niedergesunken, ihre Hand heftig an Lippen und Augen drückend)
Laß ab, laß ab!
Mißgönnst du mir mein Glück?
Warum erschwerst du mir den [letzten] Augenblick?
(Er will fort)

Chor: (trotzig, umgibt ihn)
Du sollst nicht entweichen,
gedenk' deiner Pflicht,
du bist unsresgleichen,
wir laßen dich nicht.

Königin
O laß dich erweichen,
verlaße uns nicht!

Chor:
Du sollst nicht entweichen,
gedenk' deiner Pflicht,
du bist unsresgleichen,
wir laßen dich nicht.

Königin
O laß dich erweichen,
verlaße uns nicht!

(Ihn enger unkreisend)

Heiling
Wagt ihr zu droh'n?
Ihr haltet mich nicht!
Gebt Raum! Euer König befiehlt!
(Er schwingt gebieterisch den Zepter)

Chor (stürzt vernichtet nieder und bleibt so bis Heiling abgeht.)
Weh' uns, wehe! Wehe uns!

Heiling (tritt zur Königin und beugt sich knieendüber ihre Hand.)
Leb' wohl, du arme kinderlose Mutter!
(Giebt ihr den Zepter, wendet sich dann zum Chor)
Fahrt wohl! ihr trüben, freudelosen Brüder!

Königin (ihm die Arme nachstreckend)
Mein Sohn!
Mein Sohn, kehrst du mir niemals wieder, nie?

Heiling (wendet sich um, dann tritt ihr näher)
Wenn mein Kranz verblüht,
wenn das Herz mir bricht,
dann, Mutter, dann vielleicht.
O wünsch'es nicht, das, Mutter,
wünsche nicht!

(Er eilt fort. Man sieht ihnüber die Felszacken hinaufsteigen.)

Chor
Er eilt hinweg,
er Hört uns nicht.
(Ihm nachdrohend)
Wehe dem, der Treue bricht!

Königin (ist auf des Thrones Stufen hingesunken)
O arme kinderlose Mutter!

Chor (Teilnehmend)
O arme kinderlose Mutter!

Königin (rasch aufstehend)
Nein! Nein!
Nicht umsonst will ich die Macht besitzen;
ich ruhe nicht, ich will sie rastlos nütsen,
den Sohn auf immer wieder zu gewinnen.

Chor
Laß, Herrin, uns dabei dir dienen,
befiehl, was sollen wir beginnen?

Königin
Geduldig harren bis mein Wort gebeut.
Jetzt eilet, euer Wirken fort zu setzen,
gehorsam, gehorsam unsern ewigen Gesetzen.

Chor
Gehorchen und tragen,
uns tummeln und plagen,
das ist unser Loos!

Rastlos geschafft,
mit stätiger Kraft,
ohne Ruh',
immer au,
him und wieder,
auf und nieder,
wirken wir munter,
reicher und bunter,
wonach die Menschen
ringen und werben,
zum Nutzen und Schaden,
zum Heil und Verderben.

(Die Königin sitzt traurig sinnend auf dem Thron, die Geister verteilen sich geschäftig auf der Bühne und in den Seitenhölen. Der Vorhang fällt.)


Ouverture.


Erster Akt.

(Das Innere von Heilings Wohnung)

Königin (unsichtbar)
O Bleib' bei mir!

Geisterchor (unsichtbar)
O bleib' bei uns,
die Geister dienen
[mit/auf] Wort un Mienen
willig dir.

(Man sieht Heiling aus einem unterirdischen Gange heraufsteigen, das Schmuckkästchen in der Hand. Er blickt den Gang hinab, der sich schließt.)

Heiling
Auf ewig schließe dich, du dunkler Gang,
ich will dich nicht mehr gehen.
(Er tritt zu dem aufgeschlagenen Zauberbuch an den Tisch.)
Ihr mächt'gen Zeichen, durch deren Spruch
ich alle Geister [zwinge/banne], verstummt auf immerdar.
(Er schlägt das Buch zu und schließt die Klammern.)
Umfange mich mit Liebesarmen nun,
du reiche Erde und halte Wort mir,
ganz bin ich nun dien.
(Er legt den Schmuck weg, schürt die Glut des Feuers, usw.)

Gertrude (außen an der Tür pochend)
Meister Heiling!

Heiling (stutzt)
Wer ruft?

Anna
Meister Heiling, guten Morgen!

Heiling (entzückt):
Sie ist es! Sie!
( Er eilt die stark verriegelte Türe zu öffnen und führt Anna und Gertrude herein.)

Willkommen mir auf dieser Stelle,
den Himmel trägst du über meine Schwelle,
zum erstenmale unter meinem Dach,
darf ich zum Gruße diese Hände faßen.

Anna (unbefangen):
Und gestern habt den ganzen Tag
Ihr wieder Euch nicht sehen laßen.

Gertrude:
Es hat uns recht um Euch gebangt...

Heiling (zu Anna):
So hat dein Herz nach mir verlangt?

Anna:
Ei ja! Ei ja, es hat mich recht verdroßen,
daß Ihr Euch abermals verschloßen,
was, ja was habt gestern Ihr gemacht?

Heiling:
Nur an dich! ja nur an dich hab' ich gedacht;
doch nun soll uns nichts mehr scheiden,
nie will ich dich wieder meiden.

|Anna:
|Recht so, laßt die Heimlichkeit
|die ja keinen Menschen freut,
|stellt das düstre Grübein ein,
|lernet froh und lustig sein!
|
|Gertrude:
|Wie an solcher Zärtlichkeit
|sich mein Mutterherz erfreut,
|ja, in solchen Glückes Schein
|wird mein Alter sorglos sein.
|
|Heiling:
|Ja, ich tu' mit Freudkeit,
|was dein holder Mund gebeut,
|nenn' ich dich erst Teure mein,
|werd' ich fröhlich, selig sein.

(Heiling trifft Anstalten, Gertrude und Anna das Haus zu zeigen. Gertrude redet ihrer Tochter zu, einen so reichen und gelehrten Mann zu erhören, muß sie in drei Tagen Heiling heiraten. Sie tritt an den Tisch, wo Heilings Zauberbuch liegt, und versucht es zu öffnen.)

Anna (In das Zauberbuch blickend):
Ha, welche Zeichen,
so glänzend und schön,
wie sie nahen und weichen,
wie ich['s] nie gesehn.
Wirre Gestalten
treiben und walten,
schwellen wie Wellen,
wie sie sich verschlingen,
mächtig auf mich dringen.

(Die Blätter schlangen sich von selbst um.)
[Immer mehr! Immer mehr!
Sie schwindeln und drehn, die Sinne mir vergehn,
Entsetzlich! Entsetzlich! Was hab' ich gesehn?]

Heiling (Tritt heftig herbei):
Unselige! Unselige!
Was hast du getan?

(Er schlägt das Buch zu, und stößt Annas Hand vonsich. Anna sinkt in Gertrudes Arme.)

Welch' toller Wahnsinn
trieb dich an?
Hinweg! Vermeßene!

Gertrude:
Was ist dir? O mein kind!

Anna:
Wehe mir!

Heiling (sich besinnend, zu Anna):
Verzeihe mir!

Gertrude:
Ach mein Kind!

Heiling (Er will Anna liebkosend in den Arm nehmen):
Erhole dich, laß deine Angst mich stillen.

Anna (reißt sich los):
Nein, um aller Heil'gen willen,
vernichtet das Buch, schafft['s zur/mir] Ruh'!

Heiling:
Anna, was verlangest du?

Anna:
Fort das Buch, hört auf mein Flehn,
wollt Ihr mich je heiter sehn!
[Hat mein Bitten keine Kraft,
Ist Eure Liebe schon dahin?
Aus Erbarmen willigt ein,
Ich vergeh' vor Pein!]

Heiling:
Anna, was verlangest du?

Anna:
Hört auf mein Flehn,
wollt Ihr mich wieder heiter sehn!
Hat mein Bitten keine Kraft,
ist Eure Liebe schon dahin?
Aus Erbarmen willigt ein,
ich vergeh' vor Pein!

Heiling (für sich):
Meine hohe Wißenschaft,
meinen Stoltz und meine Kraft,
gäb' ich dahin!
Soll ich die Geister ganz befrein,
fürder machtlos sein?

Anna (Immer drängender):
Fort das Buch, hört auf mein Flehn,
wollt Ihr mich je heiter sehn.
Hört auf mein Flehn,
wollt Ihr mich wieder heiter sehn!
Hat mein Bitten keine Kraft,
ist Eure Liebe schon dahin?
Aus Erbarmen willigt ein,
ich vergeh' vor Pein!

(Sie schmeigt sich ängstlich an Heiling.)

Heiling:
Alles muß ich dir gewähren!
(Er faßt das Buch mit beiden Händen.)
Mag die Flamme dich verzehren!
(Er schleudert es auf den Herd, eine lohende Flamme schlägt auf und verschlingt das Buch. Es donnert dumpf. Heiling tritt zu Anna.)

Heiling:
Machtlos, arm steh'ich nun hier,
all mein Glück liegt nun in dir!

Gertrude:
Den Heil'gen Dank!

Anna:
O tausend, tausend Dank!

Heiling:
Sei mir nicht bang...
| Sei mir nicht bang!
| O mein ganzes Leben
| Muß ich dir ja geben,
| Nichts ist mir für dich zu teuer!
|
| Anna:
| O tausend Dank!
| Ihr habt neues Leben
| Mit zurückgegeben.
| Bub atm'ich wieder freier.
|
| Gertrude:
| Den Heil'gen Dank!
| Er hat nachgegeben,
| Kann nicht widerstreben,
| Das ist ein gefäll'ger Freier.

(Anna und Gertrude danken ihm. Anna bemerkt die Goldkette, die Heiling trägt, und die er ihr nun umlegt.)

Heiling:
An jenem Tag, da du mir Treue versprochen,
als ich in Wonn' und Schmerz zu deinen Füßen rang,
da, ja da, ist in meiner Brust der Morgen angebrochen,
gestillt zum erstenmal war meiner Seele Drang.
Aus trüber, freudenloser Nacht
Bin ich zum hellen Leben da erwacht.
Du, ja du, hast üverschwenglich selig mich gemacht!

(innig, doch mit heimlicher Drohung)

O laß die Treue niemals wanken,
halt fest die Liebe in deinem Herzen,
In dir nur lebe ich!
Ich liebe dich so ohne Schranken,
Ich liebe dich mit tausend Schmerzen,
mit Höllenqualen lieb' ich dich!

Könntest du je von mir laßen,
Könnte je dein Herz erkalten,
Weh! uns beiden dann!
Schon bei dem Gedanken faßen
mich die finstern Gewalten,
treiben zu gräßlicher Rache mich an!

Ich liebe dich mit blutendem Herzen,
Ich liebe dich mit enlosen Schmerzen,
mit Argwohn und Bangen,
mit rasendem Verlangen!

(Er wirft sich Anna zu Füßeb und verbirgt sein Gesicht in ihrer Kleidung. Anna richtet ihn auf und beruhigt ihn. In drei Tagen sollen sie heiraten, aber an dem Tag wird das Fest des heliegen Florian gefeiert, und Anna möchte gern an deb Festlichkeiten im Dorf teilnehmen, Falls sie gehen, besteht Heiling darauf, daß Anna nicht tanzen darf.)

Wohlan! Wohlan!
So laßt uns gehen!

Anna:
| O herrlich, o prächtig,
| das ist schön!
| O herrlich, das ist schön,
| Daß wir nun doch zum Feste gehn.
|
| Gertrude:
| Seht, Meister Heiling, das ist schön,
| Daß Ihr sie laßt zum Feste gehn.
|
| Gertrude:
| Seht, Meister Heiling, daß ist schön,
| Daß Ihr sie laßt zum Feste gehn.

Anna (mit der Kette spielend und unherhüpfend):
Nun macht das Gechmeide
mir erst rechts Freude,
Denn heimlich und allein
Kann mich nichts erfreuen.
Die Mädchen und Frauen
wie werden die schauen.
Manche wird freundlicher grüßen,
Manche auch wird es verdrießen!
Ha ha! Welchen Spaß gibt es da!

Gertrude: Seht nur, das närrisch junge Blut
wie es so kindisch tut.

Anna:
Ach Heiling, wie bin ich Euch so gut
daß Ihr mir den Gefallen thut!

Gertrude:
Seht nur, das närrisch junge Blut
wie es so kindisch tut.

Heiling:
Auch der törichte Übermut,
wie steht er Euch so gut!

Annd und Gertrude:
So laßt uns fort!

Heiling:
Mit Widerstreben
hab'ich der Bitte nachgegeben.
Doch gilt es dir ein Liebeszeichen,
so muß mein Widerwille weichen.

Annd und Gertrude:
So laßt uns gehn.
O laßt das Wort Euch nicht gereu'n,
Gewiß, das Fest wird Euch erfreu'n.

Heiling:
Wirst du mir stets zur Seite sein,
so soll es nimmer mich gereu'n.


V e r w a n d l u n g .


2 Szene.

(Platz vor der Schenke unter Bäumen. Im Hintergrund freie Außicht. Stephan, Niklas und Bauern trinkend an Tischen, usw.)

Bauernchor:
Juchheisa! Juchheisa,
Heut' dürft ihr die Kannen nicht schonen,
Der heilige Festtag gehöret den Bauern,
Denn Zehnten und Steuern,
Und Zinsen und Fronen,
Kann schon armen Leuten
Das Leben versauern.

Das Tragen und Hacken,
Das Mühen und Placken
Hört heut' einmal auf.

Drum lustig, Gevattern
Und Nachbarn, stosst an,
Es lebe der heilige Florian!
Juchheisa! Juchheisa,
Heut' dürft ihr die Kannen nicht schonen,
Der heilige Festtag gehöret den Bauern,
Denn Zehnten und Steuern,
Und Zinsen und Fronen,
Kann schon armen Leuten
Das Leben versauern.

Konrad und Bauernchor:
Ein sprödes, allerliebstes Kind
Schlug jeden Antrag in den Wind,
Lacht' ihre Freier aus.
Doch als ein schmuckes Gräflein kam,
Sie flugs sich ihn zum Manne nahm,
Juchheisa hopsasa!
Ihr Bursche, bost euch grün und blau,
Ich werde gnäd'ge Frau!

Da guckt sie einst durch's Schlüßelloch,
Sieht wie ihr Mann zwei Spannen hoch
Mit andern Zwergen tanzt.
Mit kurzen Beinen, dickem Kopf,
Springt der Herr Graf, der arme Tropf,
Hophop, heisa, hophop!
Schlägt Burzelbäume flink voran,
Ein Kobold war ihr Mann!

(Während der letzten Strophe treten Heiling, Anna, und Gertrude auf. Sie stehen auf einer Seite bei den Frauen, die die Goldkette bewundern, welche Anna von Heiling bekommen hat. Heiling selbst steht zunächst unbemerkt in der Menge der Dorfbewohner, die ihn jedoch bald bemerken und ihn begrüßen. Stephan bietet ihm einen Krug Wein an, aber Heiling, der Anna mit Konrad lachen und scherzen sieht, wirft voller Eifersucht den Krug zu Boden. Anna möchte mit Konrad tanzen, doch Heiling läßt dies nicht zu.)

Anna:
Wie hüpft mir vor Freuden
Das Herz in der Brust,
Das Tanzen, das Tanzen
Ist meine Lust!
Zu schweben und drehen
Im wogenden Kranz:
O laßt Euch erbitten,
Gewähret mir den Tanz!

Heiling:
Nein! Ich kann sie nicht gewähren
Die verführend wilde Lust!

Heiling und Gertrude:
Wollt, o wollt die Bitte ihr gewähren,
Gönnet ihr die kleine Lust.

Heiling:
Nein!

Anna:
Soll ich ganz der Freud' entbehren,
Wollt ihr jede Lust mir wehren?

Heiling:
Meine Wünsche sollst du ehren
Nicht was mir verhaßt begehren!

Konrad (für sich):
Kaum kann ich dem Zorne wehren...

Gertrude (für sich):
Könnt' ich doch dem Zwiste wehren!

Anna:
Zeigt ihr Euch schon als Tyrann,
Und seid doch noch nicht mein Mann,
Sei es frei denn Euch gesagt,
Nimmer werd' ich Eure Magd!

Heiling (mit einer Bewegung nach Anna):
Anna! Anna!

Gertrude:
Kind, ich bitte!

Konrad (diese Bewegung missverstehend):
Halt! Verietzet nicht die Sitte!

Heiling (wütend):
Wagt ihr?

Gertrude:
Anna, ich bitte!

Anna (begütigend):
Nicht doch, lieber Freund,
Es war ja nicht so bös' gemeint!
Ihr wißt ich kann das Befehlen nicht leiden,
Es bringt mich zur Wut!
Seid freundlich, seid sanft und bescheiden,
Dann, ja dann bin ich Euch gut.

Heiling:
So willst du?

Anna (die Hand ihm auf den Mind haltend):
Nein, lasst es vergeßen sein.
Nicht wahr, ihr kommt mit hinein?
(rasch mit Gertrude und Konrad ab.)

Heiling (ihr nachrufend):
Anna! Anna!
Sie hört mich nicht?
Sie geht? Sie geht?
Sie hat mich nie geliebt!

(Er steht starr in sich versunken. Die Musik aus der Schenke wird lauter gehört.)

Ha jubelt! jubelt, rast in toller Lust.
Ihr weckt den finstern Geist in meiner Brust!
Mir diesen Trotz, mir diesen Hohn,
Dies meiner grenzenlosen Liebe Lohn!
Ach! ach, sie hat mich nie geliebt!

(Er stürzt wütend ab.)

Ende des Erster Akt.


zu Akt II.