Personen
Der Kaiser Hüan-Tsung, (Bariton)
Der Dichter Li-Tai-Pe, (Tenor)
Ho-Tschi-Tschang, Doktor der Kaiserl'akademie, (Bariton)
Yang-Kwei-Tschung, Erster Minister, (Baß)
Kao-Li-Tse, Kommandant der Garden, (Tenor)
Ein Herold, (Baß)
Ein Wirt, (Tenor)
Ein Soldat, (Baß)
Fei-Yen, eine Koreanische Prinzessin, (Sopran)
Yang-Gui-Fe, ein Mädschen an der Volke (Sopran)
Sechs Mandarinen Volk Würdenträger Soldaten Lautenspielerinnen
Ort der Handlung: China
Zeit: 8. Jahrhundert.
I. Akt.
(Das Innere einer Schenke. Linkes zieht die Landstraße vorbei. In der Ferne die Mauern von Peking. Vorne links ein blumengeschmückter
Tisch. Rechts sitzt eine Gesellschaft von Bettlern, Soldaten, usw. beim Wein.)
Chor: Wie auf dem Grunde des Meeres
Der König der Fische haust,
So thront im Grunde des Bechers
Der Geist der göttlichen Weisheit.
Und trinkst Du den Becher zur Neige
Dann steigt in Eure Seele,
Empor aus dem Grunde des Bechers
Der Geist der Göttlichen Weisheit.
Wir sind nur Bettler und Lumpen
Und unser Kleid ist zerrissen
Doch leuchtet um unsre Häupter
Der Geist der Göttlichen Weisheit.
Mehr Wein! Bringt Wein! Vorwärts! Bringt Wein!
Der Wirt: Doch sagt, wo weilt heut Li-Tai-Pe?
Ein Soldat: Wo bleibt Dein Geliebter Yang-Gui-Fe?
Yang-Gui-Fe: Er ist nicht mein Geliebter,
Er kennt mich kaum. Wenn er mich sieht so blickt sein Auge,
Sein blaues, geliebtes Auge, weit über mich hinweg.
Was bin ich ihm? Ein Körnchen Staub zu seinen Füßen.
Was bin ich ihm? Ein Wind hauch, der über seine Stirne streicht,
Ein Blinken im Fluß, verloren in tausend Wellen.
Ein Soldat: Du aber liebst ihn doch!
Chor (gutmüttig spotend):
Ja, Du liebst ihm doch Yang-Gui-Fe!
Yang-Gui-Fe: Ich lieb' ihn, wie man die Sonne liebt,
Die unser Leben bestimmt,
Ich lieb' ihn, wie man sein Herzblut liebt.
Er ist mein Leben, ist mein Blut, Ist meine Sonne.
Der Wirt: Doch lieber wär' Dir wohl,
Du könntest ihn lieben so wie man liebt
Den himmlischen Mond den Herrn der Nächte.
Ein Soldat (überschwänglisch):
Der Herr der Nächte.
Chor: Ha-ha-ha! Der himmlische Mond den Herrn der Nächte!
Ein Soldat: Wo bleibt nur Li-Tai-Pe?
Der Wirt: Wo bliebt er nur?
Chor: Was ist die Schenke ohne ihn,
Den Dichter, den wir lieben?
Was sind wir alle ohne ihn, den Dichter Li-Tai-Pe.
Ich sitze in einem Blumenhain,
Vor mir im Becher der beste Wein,
Den muß ich trinken für mich allein,
Du felst mir, mein Geselle mein.
Du lieber Geselle mein!
Wohlan ich hebe den Becher empor
Und lade den Mond mir ein.
Nun tritt aus dem Dunkel mein Schatten hervor,
Mein Freund jetzt sind wir zu drei'n.
Wir tanzen zu dritt im silbernen Schein,
Mein Schatten deer Mond und ich,
Den Tanz den lehrt uns der edle Wein,
Oh, Meister ich grüße Dich,
Voll Freude grüße ich Dich.
Baß, (Einzelne, summend:) Ich sitze in einem Blumenhain...
Alt: Vor uns im Becher der beste Wein...
Ein Soldat: Und Du, Yang-Gui-Fe, willst nicht mit uns trinken
Singst Du uns nicht ein Lied uns'res
Großen Dichters Li-Tai-Pe?
Yang-Gui-Fe: Einsam steht und regnungslos
An des Stromes Ufer der Kormoran;
Die Wolken ziehen langsam vorüber,
Er hebt nicht zu ihnen seinen Blick.
Er steht auf einem Fuße umrauscht
Von der wellen gewoge der Kormoran.
So steht in meinem Herzen nur eine große Liebe,
Umrauscht von Blutes gewoge; die Wolken ziehn' vor über.
Es wandern die Jahreszeiten, dem rauhen Winter folgt der Lenz.
Es glühet in meinem einsamer Herzen nur eine,
Eine große Liebe!
Einsam und regungslos steht
An des Stromes Ufer der Kormoran.
(Ho-Tschi-Tschang tritt auf und wird vom Wirt empfangen.)
Ho-Tschi-Tschang: Ist alles bereitet zum festlichen Mahl?
Der Wirt: Kein Kaiser kann sich ein beßres wüschen,
Ich hab' ein Mahl be reitet als kämen Götter zu Gaste.
Ho-Tschi-Tschang: Hier woll'n wir preisen und feiern
Den Dichter Li-Tai-Pei, Senkt er dichtend seinen Pinsel
Auf weißes Papier gehorchen ihm Sonne und Mond,
Der Wind wie der Regen und alle Geister der Luft und der Erde.
Die Geister die in den Blüten hausen, die Geister,
Die sich in den Zweigen schaukeln, die Geister, die in Strom sich baden.
Sein Ruhm durch dringt das Land mit ewigen glanz.
Der Wirt: In meiner schenke erwuchs sein Ruhm,
Hier ward we trunken vom sel' gen Rausch;
Hier hat das Glück ihn umfangen,
Hier küßte ihn Vergessenheit.
Hier hat der Himmel ihn gesegnet,
Drum preis' ich Li-Tai-Pe, sein Ruf erfüllt das Land.
(Sechs Mandarinen treten auf und werden von Ho-Tschi feierlich empfangen)
Chor: Seht nur, seht, Welch' stolzer, hoher Besuch kommt hierhier;
Mandarinen sind's fürwahr! Seht, oh, seht, welch' hoher Besuch.
| Mandarinen (3 - 6): Du hast uns geladen hochedler Ho-Tschi.
|Wir teilen den Raum mit niedrigem Gesindel, sag' warum tatest Dir uns dies an?
| Mandarinen (1,2): Sag' weshalb Du uns hierher bestellt!
| Wir sehen die herrliche Tafel gerichtet in einer Schenket engem gelaß
| Yang-Gui-Fe: Wo er nur bleibt, den meine Seele sehnend erwartet
| Li-Tai-Pe, mein Freund.
Ho-Tschi-Tschang: Ich rief Euch her, um großes zu verkünden
Ich bitt' Euch Freunde schenket mir Gehör...
Mandarinen: Sprich, oh Weiser, Deine Freunde hören.
Ho-Tschi-Tschang: Auf dem Berge Tau-Lai-schan
Mit seinen Freunden saß der Dichter Li-Tai-Pe,
Sie blieben beim Weine Tag und Nacht
In ihren gläsern spiegelten sich
Die Sommersonne und die Wintermond:
Sie sahen nicht den Blütenregen,
Den lachender Lenz um ihre Schultern warf,
Des Herbstes Früchte sah'n sie nicht:
Dicht fiel der Schnee, sie wußten nicht,
Daß Winter war und tranken nur, alles Vergessend.
Ich suchte Li-Tai-Pe und sah ihn sitzend,
Seligkeit im Blick, im Schnee bis an die Hüften,
Doch seine Seele war das Sommers voll.
Da namich Li-Tai-Pe mit mir hinab,
Den Halb erfror'nen bracht ich zu Bett.
Dann sprach ich zu dem Genesenden:
Du bist der größte Dichter unsres Landes
Weit klingt Dein Ruhm. Doch wärst Du auch weise
Wie Kung und Meng, der Dinge Kundig wie Tschao und Tsung,
Ohn' Titel und rang gältest Du nichts;
In uns'rem Lande will es der Brauch,
Das Größte und Ruhm ohne Titel
Gar nichts bedeuten, d'rum meld' Dich zum Examen!
Er sah'mich an mit lachendem Mund,
Bin ich nicht Li-Tai-Pe? Giebt es einen Titel,
Der schöner wär', als dieses Namens Klang?
Ich aber dieß nicht nach, ich trank mit ihm,
Bis ich ihn überzeugte, und heute kommt als
Mandarine er her, in gelber Jakke, und blauen Knopf,
Mit der Kaiser uns're Geleehrtenschmückt.
Chor: Gesegnet sei des Kaisers Majestät.
Ho-Tschi-Tschang: Doch hier, wo seines Ruhmes Wiege stand,
Wo seine Seligkeit zuhause ist,
Wo alle Weine seine Freunde sind,
Wo seine Lieder ihren Aufstieg nahmen,
| Hier wünscht er, daß wir ihn feiern sollen.
| Mandarinen (3 - 6): Um hier zu speisen Tisch am Tisch
| Mit dem niedrigsten Gesindel. Das ist nicht Gut!
| Mandarinen (1,2): Nein, das ist nicht gut Ho-Tschi!
| Der Wirt: Die Sonne sank schon längst,
| Soll das Mahl ich rüsten, Herr?
Ho-Tschi-Tschang: Hast Du nicht Lautenschläger hier?
Nicht Trommeln und Pfeifen? Wir wollen den neuen Mandarin
Begrüßen wie es sich geziemt.
Chor: Mit Lauten un Flöten,
Mit Trommeln und Pauken begrüßen wir den Dichter
Laßt unsre stimmen voll Freude erklingen sie
Künden laut unsrer Dichters Erscheinen;
Erlehrt uns das Lachen, erleht uns das Weinen,
Er löst die Rätsel von allen Dingen und
Gütig winkt der Weltenrichter und hebt seinen Liebling
An seine Seite und spricht: Ich schenk' Dir der Welten weite,
Der Welten Kaiser ist der Dichter!
Der Wirt: Da seht, da seht! Er hommt, er naht!
Chor: Li-Tai-Pe kommt! Li-Tai-Pe kommt!
Heil Li-Tai-Pe! Sei gegrüßt
| Du bester, Du liebster Freund!
| Mandarine: Wir neigen uns und grüßen Dich.
| Ho-Tschi-Tschang: Mein Freund, mein edler, bester Freund!
| Yang-Gui-Fe: Li-Tai-Pe, mein eiz'ger Freund!
Li-Tai-Pe: Gruß Euch,
Ihr meine Freunde vernehmt die Kunde:
(trocken) Ich bin durch gefallen.
Chor: Wie? durchgefallen!
Ho-Tschi-Tschang: Wie konnte das geschehn, oh Weiser?
Wie konntest Du versagen?
Li-Tai-Pe: Vor allem bringt mir einen Becher Wein,
Daß ich verliere die Erinnerung an dieses Examen.
Ho-Tschi-Tschang: Doch eh' Du's dem vergessen weihst erzähle, was geschah.
Li-Tai-Pe: Vormeine Richter trat ich hin,
Doch hatt' ich kein Geld,
Sie zu bestechen; kein hochgesteller Vetter empfahl mich ihrer Gunst;
Es Flüsterte kein lokkendes Weib den Richter meinen Namen zu;
Ich kam allein mit meiner Wissenschaft und legte meine Arbeit vor.
Ho-Tschi-Tschang: Erzähle, wie heissen die Richter?
Li-Tai-Pe: Der eine Yang-Kwei-Tschung...
| Der and're Kaolitse...
| Mandarine (murmelnd:): Ehre dem ersten Minister,
Dem weisen, dem großen und gütigen!
Ehre dem sie greichen Feldhern, demedlen, dem tapf'ren und mächtigen!
Ho-Tschi-Tschang: Und was taten Deine Richter?
Li-Tai-Pe: Sie sahen meine Kleider an und blickten auf meine Schuh',
Dann nahm Yang-Kwei einen großen Pinsel,
Strich kreuz und quer meine Arbeit durch,
Und sprach: "Ein solcher Sudler wie Du
ist höchstens gut Genug mir meine Tusche zu reiben!"
Und Kao-Li-Tse, der sprach: "Ist höchstens gut genug mir meine Schuh'
Und Strümpfe anzuziehn." Dann lachten beide
Und wiesen mir die Tür.
Ho-Tschi-Tschang: Was willst Du tun, mein edler Freund?
Willst nach drei Jahren Du Dich wieder melden,
Wie das gesetz befiehlt?
Li-Tai-Pe: Dem Löwen gleich' ich im Rausch,
Dem Adler, wenn ich dichte, doch nimmer gleiche ich dem Schaf;
Ich will nicht rasten und wer de nicht ruh'n,
Bis Yang-Kewi-Tschung mir die Tusche reibt
Und Kao-Li-Tse mir die Schuhe schnürt.
Doch bis dahin, ihr meine Freunde, will noch manchen Becher ich leeren!
(zum Wirt, der neugierg zugehört hat:)
Siehst Du nicht, daß mein Becher leer?
(ernst:) Weißt Du denn nicht,
Daß die Wasser des gelben Stromes
Zur Quelle niemals wieder kehren? Vergänglich ist
Das Leben wie Wasser flut.
Und darum laßt uns frölich sein!
Im Osten regt sich der Frühlingswind,
Ich fühle sein pochendes Atmen,
Er küßt die Stirne, er streift das Haar,
Haucht Lenzduft mir auf die Lippen.
Es steht in Blüte der Pfirsichbaum in rosenrotem
Glanze, sein Leuchten vergeht wie Morgentau,
Wer zählt die gefallenen Blüten?
Wer sich nicht freuen kann, der ist nicht
Wüdig die Mädchen zu küssen,
Nicht würdig des gölichen Rausches
Was soll mir ein Titel, ein blauer Knopf?
Die gelbe Jacke? Eine Pfauenfeder? Es ist zum Lachen!
Bin ich nicht der dichter Li-Tai-Pe?
Der Dichter, vor dem sich die Blumen neigen,
Der Dichter, vor dem des Stromes Stimmen schweigen,
Der Dichter, dem sich alle Herzen öffnen,
Wiedes Mädchens Lippen dem Kuß.
| Chor: Sop. 1: Was soll Dir ein Titel, ein blauer Knopf,
| Die gelbe Jakke? Eine Pfauenfeder? Ha-ha!
| Wie komisch, Li-Tai-Pe, mein alter Freund!
| Li-Tai-Pe, alter Freund?
| Chor: Sop. 2: Was soll Dir ein Titel, was soll Dir ein Knopf,
| Li-Tai-Pe, alter Freund? Es is zum Lachen
| Wie komisch, Li-Tai-Pe, mein alter Freund!
| Chor: Alt: Was soll Dir ein Titel, was soll Dir ein Knopf,
| Li-Tai-Pe, alter Freund? Ein Marderschwanz?
| Wie komisch, Li-Tai-Pe, mein alter Freund!
| Chor: Tenor und Baß: Du bleibst auch ohne dies alles ein Dichter.
(Der Mandarine erheben sich:)
Sechs Mandarine: Wir wissen nicht ob es sich schickt, daß
Wir mit einem Manne rafeln, der, oh Schmach,
Seine Prüfung nicht bestand.
Ho-Tschi-Tschang (unwillig): So geht! Ihr seid nicht würdig,
Daß der Edle mit Euch trinke.
Bleibt er kein großer Dichter auch ohne Titel?
Sechs Mandarine: Das wagen wir in aller Ehrfurcht
Nicht vor uns'rem Gewissen zu entscheiden
Und darum gehn wir in tiefer Trauer und Betrübnis,
Daß wir mit Euch nicht dürfen trinken,
Hochedler Freund. Doch können wir keinesfalls
Mit dem Manne tafeln, der die Titel verschmäht,
D'rum Ho-Tschi lebe wohl. (ab.)
Ho-Tschi-Tchang: Soll ungetrunken bleiben der Wein
Und ungenossen das leck're Mahl?
Ich lad' Euch alle ein: Vereinigt Euch mit uns.
Li-Tai-Pe: Ja, das sind meine wahren Freunde,
Sund nicht gekleidet in Brokat,
Doch ihre Herzen tragen Königskleider
Und ihre Seelen sind in Samt gehüllt.
Ihr lieben Freunde...
Chor: Heil, Li-Tai-Pe!
(unter Lärmen werden die Tische zusammen geruckt)
Li-Tai-Pe: Bist du nicht Yang-Gui-Fe?
Yang-Gui-Fe: Wie? Herr, Du kennst meinen Namen?
Li-Tai-Pe: Vom Weine trunken fiel ich auf der Straße.
Du giengst vorbei und hobst mich auf.
In deinem Schoße ruhte mein Haupt,
Du wachtest über mich die ganze Nacht.
Am Morgen sah ich über mir ein lächelnd
Sorgenvoll Gesicht; ich dankte Dir und frug nach Deinem Namen.
Yang-Gui-Fe: Ich sah Dir nach bis mälig Du verschwandest
Und jede Stunde was seither von Dir erfüllt.
Li-Tai-Pe: Hab' Ich Dich damals nicht geküßt?
Yang-Gui-Fe: Nein Herr, Du hast mich nicht geküßt.
Li-Tai-Pe:Doch meine Lieder küßten Deine Lippen!
Yang-Gui-Fe:Was wär' ich ohne sie?
Nur eine Arme, die im Staube nach dem verlornen Glükke sucht;
Doch Deine Lieder führten mich zur Insel,
Die rosenrot im blauen Meer der Seligkeiten ruht.
Li-Tai-Pe: Sing' mir das Lied, das Du am mersten liebst.
Yang-Gui-Fe: Ich fahr' auf meinem Schiffe hinab den Strom,
Und Silber fließt von meinen Rudern nieder,
Es schweigt die Nacht von süßen Düften trunken
Und horcht, ob sie ein Ruf zu neuem Leben wekke.
Ein Schrei aus meines Herzens tiefer Qual
Ruft Deinen Namen in die nächt'ge Stille;
Da rauscht sie auf, als hätt' sie tausend Zungen
Und alle Stimmen Klingen durch die Nacht.
Die Vögel singen meines Herzens Lust,
Der Blumen Duft umarmet meine Seele,
Das Wasser singt in brausenden Akkorden
Vom Jubel, der in meinem Herzen schwingt.
Dein Name ist das schönste Liebeslied,
Was brauch ich da noch Worte, Vers und Reime?
Das schönste Lied, das Götter je gedichtet,
Dein Name ist's geflüstert in die Nacht!
Yang-Gui-Fe und Chor: Ich fahr' auf meinem Schiffe hinab den Strom,
Und Silber fließt von meinen Rudern nieder,
Es schweigt die Nacht von süßen Düften trunken
Yang-Gui-Fe: Dein Name ist mir Weg
| Und Ziel und Glück.
| Chor: ...still die Nacht.
Li-Tai-Pe: (versonnen): Was war das für ein Name,
Der mich einst zu diesem Lied begeistert hat?
Schön längst vergessen, ich weiß ihn nicht mehr.
Bringt neuen Wein! Bringt neuen schweren Wein;
Ich trinke allen Namen zu, die ich vergessen habe
(zu Yang-Gui-Fe): Und allen Blüten, die der Lenz uns bringt.
Und hättest Du tausend Sorgen, sie wiegen wie Federn so leicht,
Wenn Dein Becher gefüllt und die Freunde mit Dir
Zu frölichem Zechen vereinigt. Es klingen tausend Glöchen,
Der Himmel öffnet sich weit ich reite auf meinem
Schimmel in die Seligkeit ein.
Ho-Tschi-Tchang: Ich bitte Dich Freund, trink' nicht so viel.
Schon nahet der Tag.
Li-Tai-Pe: (auf den Tisch schlagend): Sag's dem Kaiser, sag's den Ministern,
Sag's allen Mandarinen doch eine, Zecher sage das nicht.
Mein weisses Rößlein es heißt der Rausch.
Es trägt mich empor zu des Himmels Blau;
Ich lasse ihm frei die Zügel greif' aus,
Greif' aus, immer Voran! Hinauf durch der Wolken Dunst.
Mein Rößlein das wiehert so hell
Es Wiehert so hell und froh,
| Es trägt mich empor.
| Chor: Heil, Li-tai-Pe! Heil, teurer Freund! Heil, Heil!
| Mein Rößlein das nennt sich der Rausch.
| Es trägt mich zu des Himmel empor,
| Zum goldenen HimmelHeil!
(Trompeten hinter der Szene.)
(eilig hereinlaufend:)
Der Wirt: Ein Kaiserlicher Herold kommt! merket auf...
(der Herold und 3 Trompeter treten auf)
Der Herold: Ruhe gebiet ich! hört mich an:
Der Kaisers erhab'ne Majestät...
Chor: Ehre sei ihm.
Der Herold: Entbietet seinen Untertanen Gruß und Gnade.
Chor: Dank sei ihm.
Der Herold:Es kamen Boten aus fremdem Land und brachten dem Kaiser,
Dessen Ruhm die Welt erfüllt, das Bild der allerschönsten Prinzessin.
Des Kaisers Herz was freudevoll und er beschloß oh ehret seine Weisheit!
Das schönste Gedicht ihr zu senden,
Doch müßt es ihrer Schönheit gleichen
Und das erhabene Gefühl beschreiben,
Das heute des großen Kaisers Herz erfüllt.
Nun läßt dem Lande er verkünden:
Wer würdig schildern kann des Kaisers größe Liebe,
Der möge kommen, und wenn das Werk gelingt,
Belohnt ihn reich des edlen Kaisers höchste Gunst.
Chor: Gesegnet sei des Kaisers Majestätat.
Ho-Tschi-Tchang: Nun Li-Tai-Pe erwache Und schütt'le ab Deinen Rausch!
Bist Du nicht weiser als alle Weisen,
Nicht wissen der als allen Gelehrten?
Bist Du nicht der Dichter,
Der Sprache der Herzen künden kann?
Li-Tai-Pe: Weit liever Künd' ich die Sprache
Der herrlichen Weine füllt mir den Becheer neu!
Die Sprache dieses Weines kenn'ich schon.
Der Herold: Es ist wohl unter Säfern und Lumpen
Der weise Sänger nich zu finden.
Li-Tai-Pe: (sich aufrichtend.) Da irrt Ihn, Herr.
In dieser Schenke findet Ihr den Dichter,
Deer schildern kann des Kaisers Liebe,
Wie keiner sonst im ganzen Lande.
Er aber hat jetzt bess'res zu tun.
(taumelnd.) Ich trink' Euch zu, (fällt zurück.) mein Herr!
Der Herold: Wer wagt es, mit dem Kaiserlichen Herold so zu reden?
Wer ist der Mann?
Ho-Tschi-Tchang:Es ist der Dichter Li-Tai-Pe...
Chor: Der Dichter Li-Tai-Pe!
Herold: So befehle ich dem Dichter Li-Tai-Pe
Im Namen des Kaisers...
Chor: Preis sei ihm!
Herold: ...mit mir zu kommen.
Li-Tai-Pe: Der Kaiser befiehlt, da muß ich,
Sein ärmster Knecht wohl gehorchen.
(Er versucht sich zu erheben.)
Ho-Tschi-Tchang: Nimm meinen Arm, ich stütze Dich...
Li-Tai-Pe: Bist Du ein Eichenbaum?
Ich brauche einen Eichenbaum zu meiner Rechten
| Und einen Eichenbaum zu meiner Linken;
| Dann wandelte ich frohgemut dahin.
| Der Wirt (zu Ho-Tschi-Tschang): Ich habe einen Esel,
| Ein treu und folgsam Tier.
| Ho-Tschi-Tschang: So bringe ihn her.
Li-Tai-Pe: Lebt wohl Ihr meine Freunde.
Im Becher laß' ich Euch keinen Rest,
Doch meine Lieder, die laß' ich Euch,
Ihr Freunde vergesset sie nicht,
Oh, Freunde, vegesset sie nicht.
Und Du, wie hießest Du nur gleich?
Yang-Gui-Fe: Ich heise Yang-Gui-Fe.
Li-Tai-Pe: Ganz recht! Yang-Gui-Fe.
Du sangst ein Lied von mir... Wie was es doch ...?
Yang-Gui-Fe: Ich fahr' auf meinem Schiffe, hin ab den Strom.
| Li-Tai-Pe: Und Silber fließt von meinen...
|Herold: Trompeter blast!
Nun auf! Zum Palast. Macht den Weg hier frei!
( Herold und Trompeter ab. Im Verlauf des Chores wird der Esel hereingebrach. Dieser wird von Li-Tai-Pe mit
Mühe bestiegen, worauf sich zu Ende des Chores der Zug in Bewegung setzt.)
Chor: Mit Lauten und Flöten,
Mit Trommeln und Pauken begrußen wir den Dichter.
Laßt uns're Stimmen voll Freude erklingen,
Sie künden laut unsres Dichters Erscheinen;
Er lehrt uns das Lachen, er lehrt uns das Weinen,
Er löst die Rätsel von allen Dingen
Und gütig winkt der Weltenrichter
Und hebt seinen Liebling an seine Seite,
Und spricht: Ich schenk' Dir der Welten Weite
Der Welten Kaiser ist der Dichter.
( Die Bühne wird allmählich leer. Yang-Gui-Fe bleibt allein aurück.)
Yang-Gui-Fe: Es lebt in meinem Herzen nur eine große Liebe
Umrauscht von Blutes Gewoge; die Wolken zieh'n vorüber,
Es wandern die Jahreszeiten, dem rauhen Winter folgt der Lenz;
Es glühet in meinem einsamen Herzen nur eine,
Eine große Liebe.
Chor (hinter der Szene): Heil, Li-Tai-Pe!
Yang-Gui-Fe: Einsam und regungslos steht an des Stromes Ufer der Kormoran.
Chor (hinter der Szene): Heil, Li-Tai-Pe!
Vorhang.
Ende des Erster Akt.
Akt II.
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